Klärwerk Neckarsteinach
1. Kläranlage Neckarsteinach
Die Kläranlage Neckarsteinach liegt im Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald zwischen Hirschhorn und Neckarsteinach, im südlichsten Zipfel von Hessen. Die Kläranlage ging im Juli 1983 in Betrieb. Im Zuge der Gesetzgebung zur „Weitergehenden Abwasserreinigung“ zur Stickstoffelimination und der Phosphorelimination wurde die Kläranlage 1996 auf einen Anschlusswert von 17.000 EW + EWG umgebaut. Zum 01. Januar 2015 brachte die Stadt Neckarsteinach als fünftes Verbandsmitglied die Kläranlage in den Abwasserzweckverband Heidelberg ein.
Die Kläranlage Neckarsteinach reinigt die Abwässer folgender Städte und Gemeinden:
Stadt Neckarsteinach mit den Ortsteilen Grein, Darsberg, Lanzenbach und Neckarhausen
- Stadt Hirschhorn mit allen Ortsteilen
- Gemeinde Rothenberg mit allen Ortsteilen
- Stadt Beerfelden mit den Ortsteilen Airlenbach, Olfen und Falken-Gesäß
- Stadt Eberbach (nur Ortsteil Brombach)
2. Außenbereich mit Regenentlastungsbecken und Abwasserdruckleitung
Die Entwässerung des Einzugsgebiets von Neckarsteinach und dem Laxbachverband erfolgt im Mischwassersystem mit den dazugehörigen Regenentlastungsbecken. Der Abwasserzweckverband Heidelberg betreut sämtliche Pumpstationen der Stadt Neckarsteinach. Die Besonderheit dabei: aus dem Einzugsgebiet Neckarsteinach wird fast das komplette Abwasser von den insgesamt 12 Pumpwerken und Regenentlastungen über eine ca. 8 km lange Druckleitung gegen die Fließrichtung des Neckars stromaufwärts zur Kläranlage gepumpt. Lediglich das Abwasser vom Ortsteil Darsberg mit 484 Einwohnern fließt im Freispiegelgefälle in die Druckleitung.Weiterhin betreibt der AZV Heidelberg das Hauptpumpwerk Hirschhorn, in dem sämtliches Abwasser aus dem Laxbachverband gesammelt wird und über eine ca. 1,5 km lange Druckleitung ebenso der Kläranlage Neckarsteinach zugeführt wird.
3. Verfahrensstufen der Kläranlage Neckarsteinach
a) Mechanische Reinigungsstufe
Rechengebäude
Der Zulauf aus den beiden Druckleitungen Laxbachverband und Neckarsteinach gelangt in das Rechengebäude. Dort werden die groben Inhaltsstoffe des Abwassers über einen Filterstufenrechen mit 6 mm Stabweite aus dem Abwasser entfernt. Eine nachgeschaltete Waschpresse entwässert dann noch das anfallende Rechengut.
Sand- und Fettfang
Anschließend gelangt das Abwasser in einen belüfteten Langsandfang mit kombiniertem Fettfang. Dort setzt sich der im Abwasser enthaltene Sand ab und wird mittels Räumer und Tauchpumpe in einem Behälter zwischengespeichert und später in einen Container abgelassen. Das Fett an der Wasseroberfläche wird mit Hilfe eines Räumerschildes an die Stirnseite des Beckens transportiert und in den Pumpensumpf abgelassen.
Vorklärbecken
Nach der mechanischen Vorreinigung gelangt das Abwasser in das Vorklärbecken. Im Vorklärbecken setzt sich der Primärschlamm alleine durch die Schwerkraft ab und wird dem Eindicker zugeführt.
b) Biologische Reinigungsstufe
Belebungsbecken
Das Herzstück einer jeden Kläranlage ist die Belebung. Nach der mechanischen Reinigung des Abwassers finden hier die biologischen Stoffwechselprozesse der Abwasserreinigung statt. Ein wesentlicher Stoffwechselprozess der Bakterien in der Belebung ist die Nitrifikation und Denitrifikation.</justify><justify> </justify><justify>Bei der Nitrifikation wird das Ammonium (NH4) durch sogenannte Nitrifikanten als Bakterienstamm und mithilfe von Luftsauerstoff in Nitrat (NO3) umgewandelt. Anschließend wird bei der Denitrifikation, unter Ausschluss von Sauerstoff, das vorhandene Nitrat (NO3) über die Zwischenstufe Nitrit (NO2) zu elementarem Stickstoff (N2) abgebaut. Diese Veratmung von Stickstoff erfolgt am besten, wenn den Denitrifikanten leicht verfügbarer Kohlenstoff (Verhältnis BSB5/CSB größer 0,5) zur Verfügung steht. Der Stickstoff (N2) entweicht dann schließlich gasförmig in die Atmosphäre, deren Gehalt an Stickstoff etwas über 78 % beträgt.
c) Chemische Reinigungsstufe
Chemische Fällung
Ein weiterer Reinigungsschritt in der Kläranlage ist die Phosphor-Eliminierung. Phosphor verursacht wie auch Stickstoff eine Eutrophierung (Überdüngung) der Gewässer und muss daher nach den gesetzlichen Anforderungen begrenzt werden. Die Herausnahme des Phosphors erfolgt überwiegend chemisch. Die Kläranlage Neckarsteinach verfügt über einen 10 m³ großen Lagertank für die Bereitstellung von Fällungsmittel. Aus dem Tank wird mithilfe zweier Kolbenmembrandosierpumpen Fällungsmittel simultan in die Belebungbecken dazu dosiert.
d) Weitere Verfahresschritte
Nachklärbecken
Nach dem Belebungsbecken gelangt das Belebtschlamm-/Wasser-Gemisch in die Nachklärbecken. In der Nachklärung setzt sich der Belebtschlamm am Beckenboden ab, trennt sich dabei vom Wasser und wird mittels Bandräumern zum Pumpensumpf befördert. Ein Teil des Belebtschlamms wird in die erste biologische Reinigungsstufe zurückgefördert, ein Teil wird als Überschussschlamm in den Eindicker gegeben. Das geklärte Abwasser verlässt am Ende des Beckens, die Kläranlage und gelangt über einen Absturzschacht in den Neckar.
Schlammbehandlung
Die Primär- und die Überschussschlämme werden dem Eindicker zugeführt. In dem 7 m hohen Behälter wird der Schlamm statisch eingedickt. Bei der Eindickung erfolgt eine weitere Trennung aufgrund der unterschiedlichen Dichteverhältnisse von Schlamm und Wasser. Das Wasser, in diesem Fall Trübwasser genannt, lässt sich mittels einer Pumpe aus dem Eindicker in den Trübwasserspeicher abziehen. Anschließend wir der statisch eingedickte Schlamm mit einer Zentrifuge entwässert. Trockensubstanzgehalte von bis zu 40 % TS werden damit erreicht. Der entwässerte Klärschlamm wird im kontinuierlichen Betrieb über ein Transportband in eine Schlammmulde abgeworfen und anschließend der externen thermischen Verwertung zugeführt.